Glossar:

Bedeutungsgespräche

Ein Bedeutungsgespräch ist ein Gesprächstool, das darauf abzielt, die tiefere Bedeutung hinter einem oberflächlichen Konflikt aufzudecken. Anstatt darüber zu streiten, wer recht hat, wird erforscht, welche grundlegenden Verletzungen auf der Bindungs- oder Statusebene dem Konflikt zugrunde liegen.

Detaillierte Beschreibung

Basierend auf der Gottman Gesprächstechnik "Dreams within Conflict", liegt der Fokus hier auf der Bedeutungsebene des Streits. Die meisten Konflikte drehen sich nicht um den vordergründigen Anlass (wie Geld, Aufgaben oder Ordnung), sondern sind Ausdruck einer tieferen Verletzung. Diese lassen sich zwei Ebenen zuordnen:

  • Die Bindungsebene: Hier geht es um emotionale Sicherheit und Verbindung. Die zugrundeliegenden Gefühle sind oft „Ich fühle mich allein“ oder „Ich erreiche dich nicht“. Die zentrale Frage lautet: „Bist du da, wenn ich dich brauche?“.
  • Die Statusebene: Hier geht es um Wert, Einfluss und Fairness. Die Gefühle dahinter sind oft „Du siehst nicht, was ich leiste“ oder „Alles bleibt an mir hängen“. Die zentrale Frage lautet: „Bin ich dir wichtig genug?“.

Ein gutes Bedeutungsgespräch hat das Ziel, zu verstehen, was der Konflikt für die Partner wirklich bedeutet – welche Bedürfnisse, Ängste oder Wünsche darunter liegen und was es im Kern wiederherzustellen gilt: Sicherheit, Respekt oder Verbindung.

Kontext

Das Bedeutungsgespräch ist ein zentrales Werkzeug innerhalb des Bindungs-Status-Modells, um aus der Nähe-Distanz-Spirale auszusteigen. Es verlagert den Fokus von den sekundären Schutzreaktionen auf die primären Verletzungen der Bindungs- und Statusebene. Anstatt im Streit um Recht und Unrecht gefangen zu bleiben, ermöglicht es dem Verfolger und dem Vermeider, die eigentliche Ursache ihrer Not zu erkennen und anzusprechen. Es ist eine praktische Anwendung des Priorisierens des Bindungsspiels, da das Verständnis für die gegenseitige Verletzlichkeit über den Wunsch nach dem Sieg im Status-Kampf gestellt wird.

Quellen

October 18, 2025