Bindungsprotest
Detaillierte Beschreibung
Das Konzept des Bindungsprotests lässt sich am besten am Still-Face-Experiment veranschaulichen. Wenn eine Mutter aufhört, auf ihr Baby zu reagieren, versucht das Kind zunächst durch positive Signale wie Lächeln und Brabbeln, die Verbindung wiederzugewinnen. Bleibt eine Reaktion aus, schlägt das Verhalten in Protest um: Das Baby wird lauter, schreit oder zeigt einen fordernden Blick. Dieser Protest ist keine bewusste Entscheidung, sondern ein tief verankertes biologisches Programm, das aktiviert wird, um die überlebenswichtige Co-Regulation wiederherzustellen. Das Ziel ist es, eine Reaktion zu erzwingen, da für unser Bindungssystem ein Mangel an Reaktion (also Ignoranz oder Schweigen) als die größte Bedrohung empfunden wird – schlimmer noch als ein Streit.
Kontext
Im Erwachsenenalter ist das Verhalten des Verfolgers in der Nähe-Distanz-Spirale eine Form des Bindungsprotests. Wenn der Verfolger spürt, dass der Partner sich emotional zurückzieht (also ein "Still-Face" zeigt), reagiert sein Bindungssystem mit Aktivierung. Sein Drängen, Kritisieren oder Lauterwerden ist oft ein unbewusster, verzweifelter Versuch, eine Reaktion vom Vermeider zu bekommen und die bedrohte Bindung wiederherzustellen.
Quellen
- Johnson: Hold Me Tight (GB) | Buch (2008)
- EFT and Attachment (Better Couples Therapy) | Artikel (n.d.)
