Co-Regulation
Detaillierte Beschreibung
Co-Regulation ist ein fundamentales menschliches Bedürfnis, das im Kindesalter beginnt und ein Leben lang bestehen bleibt. Im Kindesalter ist sie die Basis für die Entwicklung der emotionalen und körperlichen Selbstregulation. Ein Säugling ist auf das Nervensystem einer Bezugsperson angewiesen, um seine inneren Zustände zu steuern. Durch tausende kleine Interaktionen, in denen die Bezugsperson die Erregung des Kindes spiegelt und beruhigt, lernt das kindliche Gehirn, sich selbst zu regulieren.
Dieses Bedürfnis verschwindet im Erwachsenenalter nicht. Auch wenn wir gelernt haben, uns selbst zu regulieren, greift unser Nervensystem in Momenten von Stress oder Überforderung auf die Co-Regulation zurück. Der aktive Zustand der Co-Regulation wird durch Einschwingen (Attunement) erreicht – ein psycho-biologischer Prozess, bei dem sich zwei Nervensysteme aufeinander einstimmen und sogar physiologische Funktionen wie Herzfrequenz und Hormonspiegel synchronisieren. Wie der Forscher Allan Schore betont, ist dieser dynamische Prozess der emotionalen Co-Regulation das eigentliche Zentrum der modernen Bindungstheorie.
Eine sichere Bindung basiert daher auf zwei Säulen: der Fähigkeit, den Zustand der Co-Regulation gemeinsam zu erreichen, UND der zuverlässigen Verfügbarkeit dieses Zustands, wenn er gebraucht wird.
Kontext
Im Bindungs-Status-Modell ist das Erreichen der Co-Regulation das Kernziel des Bindungsbedürfnisses. Ihre Verfügbarkeit ist jedoch direkt an den emotionalen Status gekoppelt: Co-Regulation kann nur stattfinden, wenn ein Partner dem anderen durch Einschwingen freiwillig Einfluss gewährt. In der Nähe-Distanz-Spirale wird die Co-Regulation unmöglich gemacht: Der Verfolger kämpft um diesen Zustand der Verbindung, während der Vermeider den Kontakt abbricht, weil er die Interaktion als Angriff auf seinen Status erlebt. Dadurch können sich beide nicht mehr aufeinander einstimmen, was den Teufelskreis verstärkt.
Quellen
- McGilchrist: The Master and His Emissary (GB) | Buch (2009)
- Schore: Affect Regulation and the Origin of the Self (APA) | Buch (1994)
- Schore/Schore: Modern Attachment Theory & Affect Regulation | Studie (2007)
- Porges: The Polyvagal Theory (GB) | Buch (2011)
