Dominanz
Detaillierte Beschreibung
Während der Experte Lundy Bancroft detailliert beschreibt, wasMissbrauch ist – nämlich eine systematische Strategie zur einseitigen Kontrolle durch Einschüchterung, Abwertung und Durchsetzung ("Enforcement") – erklärt das Konzept der Dominanz das zugrunde liegende Warum. Dominanz ist, im Gegensatz zu auf freiwilligem Respekt basierendem Prestige, ein Status-Spiel, bei dem eine Person ihren Willen aktiv durchsetzt, indem sie den anderen durch die Androhung von Bestrafung, Beschämung oder sozialer Exklusion unter Druck setzt. Es handelt sich hierbei nicht um eine reaktive Eskalation oder einen Kontrollverlust, sondern um eine proaktive Strategie, um eine asymmetrische Macht-Hierarchie zu etablieren und aufrechtzuerhalten.
Kontext
Im Bindungs-Status-Modell stellt Dominanz das direkte Gegenteil des gesunden, auf Prestige basierenden Status-Spiels dar, bei dem sich Partner gegenseitig freiwillig Einfluss gewähren. Es ist entscheidend, eine Dominanz-Dynamik von der Nähe-Distanz-Spirale zu unterscheiden. Während die Spirale ein tragisches Zusammenspiel legitimer, aber kollidierender Bedürfnisse zwischen prinzipiell gleichwertigen Partnern ist, basiert Dominanz auf einer fundamentalen Ungleichheit und dem Ziel der einseitigen Kontrolle. Daher sind die Werkzeuge zur Überwindung der Spirale (wie Brückenmomente) hier unwirksam und potenziell sogar gefährlich.
Quellen
- Cheng: The Psychology of Social Status (GB) | Buch/Sammelwerk (2018)
- Bancroft: Why Does He Do That? (GB) | Buch (2002
- V is for Violence (Gottman Blog) | Blog Post (n.d.)
- The evolution of prestige: Freely conferred deference as a mechanism for enhancing the benefits of cultural transmission (Henrich & Gil-White, 2001)
