Glossar:

Einschwingen (Attunement)

Einschwingen (Attunement) ist die Fähigkeit, sich bewusst auf die emotionale Welt des Partners einzustellen und präsent zu sein, besonders in schwierigen oder konfliktgeladenen Momenten. Es ist die entscheidende Kernkompetenz, um die Nähe-Distanz-Spirale zu durchbrechen und die notwendige Voraussetzung für Co-Regulation.

Detaillierte Beschreibung

Beim Einschwingen geht es nicht nur darum, was man sagt oder tut, sondern wie man es tut – mit welcher inneren Haltung man dem Partner begegnet. Es ist eine Form der inneren Ausrichtung, bei der man die eigene Agenda pausiert, um sich ganz auf den inneren Zustand des anderen zu konzentrieren. John Gottman beschreibt es mit dem Akronym ATTUNE:

  • Awareness (Emotionen erkennen),
  • Turning toward (sich zuwenden),
  • Tolerance (Unterschiede aushalten),
  • Understanding (verstehen wollen),
  • Non-defensive listening (nicht-verteidigend zuhören) und
  • Empathy (mitfühlen).

Diese Fähigkeit ist besonders bei den unlösbaren Konflikten entscheidend, da sie es Paaren ermöglicht, Unterschiede zu halten, ohne die Verbindung zu verlieren.

Kontext

Im Bindungs-Status-Modell ist Einschwingen der aktive Prozess, durch den ein Partner dem anderen freiwillig emotionalen Status gewährt. Indem ich mich auf dich einschwinge, signalisiere ich: "Deine innere Welt ist mir jetzt wichtiger als meine eigene." Diese bewusste Priorisierung der Verbindung über das eigene Ego ist die Grundlage für Co-Regulation und den Aufbau von emotionalem Vertrauen. In der Nähe-Distanz-Spirale fehlt genau diese Fähigkeit: Der Vermeider kann sich aufgrund von Überflutung (Flooding) nicht einschwingen, während der Verfolger in seinem Drängen oft vergisst, sich auf den Zustand des Vermeiders einzustellen.

Quellen

October 18, 2025