Emotionales Vertrauen
Detaillierte Beschreibung
Während pragmatisches Vertrauen die Verlässlichkeit im Alltag betrifft ("Holst du die Kinder pünktlich ab?"), bezieht sich emotionales Vertrauen auf die Sicherheit in der emotionalen Welt der Beziehung. Es beantwortet die von John Gottman formulierte, grundlegende Frage: "Bist du für mich da, wenn ich dich brauche?". Dieses Vertrauen entsteht nicht durch große Gesten, sondern durch die Summe unzähliger kleiner, gelungener Interaktionen in den vier Bindungs-Situationen: Wie Partner auf Bids (Kontaktangebote) reagieren, wie sie mit Konflikten umgehen, ob sie nach Verletzungen reparieren und ob sie bei äußerem Stress ein Team sind. Jede positive Interaktion ist eine Einzahlung auf das Vertrauenskonto, jede negative eine Abhebung.
Kontext
Im Bindungs-Status-Modell ist emotionales Vertrauen die innere Erwartung, beim Partner einen hohen und sicheren emotionalen Status zu besitzen. Es ist die Gewissheit, den Partner emotional erreichen und beeinflussen zu können, und dass dieser Einfluss freiwillig angenommen wird. Ein Mangel an emotionalem Vertrauen ist der Kern der Nähe-Distanz-Spirale: Der Verfolger eskaliert, weil er nicht mehr darauf vertraut, den Partner auf sanfte Weise zu erreichen. Der Vermeider zieht sich zurück, weil er nicht darauf vertraut, dass ein Gespräch seinen Status nicht weiter beschädigen wird.
