Felt Sense
Detaillierte Beschreibung
Der Begriff wurde vom Philosophen und Psychologen Eugene Gendlin geprägt. Der Felt Sense ist keine vage Intuition, sondern eine konkrete, körperliche Resonanz auf eine Situation – etwa eine Enge in der Brust, ein Kloß im Hals oder eine plötzliche Wärme. Er ist die physische Übersetzung der unbewussten Bewertung unseres Nervensystems, ob eine Situation sicher oder bedrohlich ist. Diese körperliche Reaktion geschieht oft, bevor wir die Situation bewusst analysieren oder unsere Gefühle in Worte fassen können. Beispielsweise kann ein bestimmter Tonfall des Partners sofort ein körperliches Zusammenziehen auslösen, lange bevor der Gedanke "Ich fühle mich kritisiert" entsteht.
Kontext
Im Bindungs-Status-Modell ist der Felt Sense der direkte, körperliche Indikator für unser empfundenes Maß an Bindungssicherheit und emotionalem Status. Er signalisiert uns in Echtzeit, ob wir uns in der Beziehung sicher und verbunden fühlen oder ob unser Schutzsystem aktiviert wird. In der Nähe-Distanz-Spirale spielt der Felt Sense eine entscheidende Rolle, da er die unbewussten Schutzreaktionen auslöst: Der Verfolger spürt die wachsende Distanz als körperliche Unruhe, was ihn zum Nachfragen drängt. Der Vermeider spürt die aufkommende Konfrontation als innere Anspannung, die seinen Rückzug motiviert.
