Missbrauch in Beziehungen (nach Lundy Bancroft)
Detaillierte Beschreibung
Lundy Bancroft definiert eine missbräuchliche Beziehung durch ein wiederkehrendes Muster aus Verhalten, Sprache und Einstellungen, das darauf abzielt, den anderen Partner gezielt herabzusetzen, zu isolieren und zu kontrollieren. Entscheidend ist hierbei die Unterscheidung, dass Missbrauch keine Folge von Kontrollverlust ist (wie Wut in einem normalen Streit), sondern eine bewusste oder unbewusste Strategie zur Machtsicherung.
Der zentrale Mechanismus ist die Durchsetzung ("Enforcement") der eigenen Wünsche gegen den Widerstand des Partners. Dies geschieht oft durch Druck, Drohungen, Schuldzuweisungen oder sogar körperliche und sexuelle Gewalt, was eine asymmetrische Beziehung schafft, in der die Bedürfnisse und Rechte eines Partners systematisch über die des anderen gestellt werden.
Kontext
Es ist fundamental, Missbrauch von der Nähe-Distanz-Spirale zu unterscheiden. Während die Spirale ein tragisches Zusammenspiel zweier Partner mit legitimen, aber kollidierenden Bedürfnissen nach Bindung und Status ist, basiert Missbrauch auf einem einseitigen Spiel der Dominanz. Das Konzept der Dominanz aus der Statusforschung liefert das "Warum" hinter dem missbräuchlichen Verhalten: Es ist ein non-kooperatives Status-Spiel, das auf Zwang und Kontrolle abzielt, nicht auf gegenseitigen Respekt.
Da die Grundvoraussetzung der Gleichwertigkeit nicht gegeben ist, sind die Lösungsansätze des Buches (wie Einschwingen oder Brückenmomente) hier nicht anwendbar und potenziell sogar gefährlich.
Quellen
- Bancroft: Why Does He Do That? (GB) | Buch (2002)
- V is for Violence (Gottman Blog) | Blog Post (n.d.)
- Stonewalling vs. The Silent Treatment (Gottman Blog) | Blog Post (n.d.)
