Glossar:

Priorisieren des Bindungsspiels

Das Priorisieren des Bindungsspiels ist die zentrale Aufgabe einer reifen, erwachsenen Beziehung, bei der das Spiel um emotionale Sicherheit und Co-Regulation bewusst über andere soziale Spiele wie Status oder Einfluss gestellt wird. Erst wenn die emotionale Sicherheit Vorrang hat, können andere Interaktionen gesund gestaltet werden.

Detaillierte Beschreibung

Eine Beziehung kann als eine Abfolge verschiedener sozialer Spiele verstanden werden, die sich um Themen wie Einfluss, Nähe, Sexualität und Wertschätzung drehen. Das fundamentalste dieser Spiele ist das Bindungsspiel, dessen Ziel die gegenseitige Regulation und das Erleben von emotionaler Sicherheit ist. Ohne diese sichere Basis werden alle anderen Interaktionen von Unsicherheit und Selbstschutz geprägt: Einfluss wird zur Kontrolle, Autonomie zur Distanz und Wertschätzung zu einer strategischen Währung.

Die paradoxe Erkenntnis ist, dass Bindung und Co-Regulation der primäre Prozess sind, der bestimmt, wie alle anderen Aspekte der Beziehung erlebt werden. Das bewusste Priorisieren des Bindungsspiels bedeutet, Sicherheit vor Status zu stellen. Dadurch werden die anderen Spiele nicht abgeschafft, sondern in einen gesunden Rahmen eingebettet: Status wird zu gegenseitigem Respekt und Einfluss zu gegenseitiger Wirksamkeit.

Kontext

Im Bindungs-Status-Modell ist das Priorisieren des Bindungsspiels die bewusste, praktische Lösung für die Tragische Symmetrie der Nähe-Distanz-Spirale. Es ist der aktive Ausstieg aus dem destruktiven Kampf um Status, bei dem beide Partner lernen, die Herstellung von Co-Regulation als gemeinsames, übergeordnetes Ziel zu sehen. Es ist die konkrete Umsetzung einer erwachsenen Beziehung, in der nicht mehr unbewusst das alte Spiel weitergespielt wird, sondern bewusst ein neues, kooperatives Interaktionsmuster gewählt wird.

Quellen

October 18, 2025