Reife Erwachsene Beziehung (Perspektive)
Detaillierte Beschreibung
Diese Perspektive geht davon aus, dass die Dynamik der Beziehung selbst das Verhalten der Partner stärker prägt als deren bewusste Entscheidungen oder individuelle Entwicklung. Eine Beziehung ist ein System, das eigenes Verhalten hervorbringt. Sobald dieses System in einen Zustand des Misstrauens kippt (Negative Sentiment Override), werden selbst gute Absichten und persönliche Einsichten kaum mehr spürbar, da jede Geste falsch interpretiert wird.
Ein erwachsener Umgang bedeutet daher, die Verantwortung für die Interaktion zu übernehmen, anstatt auf die "Heilung" des Partners oder seiner selbst zu warten. Die eigentliche Veränderungsarbeit liegt in den hundert kleinen Entscheidungen im Alltag: wie man auf den anderen reagiert, wie man Nähe zulässt und wie man Einfluss gewährt oder verweigert. Wachstum entsteht nicht durch Selbstverbesserung allein, sondern durch das bewusste Wechseln des Interaktionsmusters.
Kontext
Im Bindungs-Status-Modell ist das "Spiel der Beziehung" der ständige, oft unbewusste Tanz um die Erfüllung der Bedürfnisse nach Bindung und Status. Eine erwachsene Beziehung zu führen bedeutet, dieses Spiel bewusst zu gestalten, anstatt sich von der Nähe-Distanz-Spirale treiben zu lassen. Die "hundert kleinen Entscheidungen" sind die konkreten Interaktionen in den vier Bindungs-Situationen, durch die das Vertrauenskonto gefüllt wird. Anstatt auf die Veränderung des Partners zu hoffen, übernehmen beide die Verantwortung dafür, durch ihr eigenes Verhalten die Dynamik zu verändern und so ein kooperatives Spiel zu ermöglichen.
Quellen
- Johnson: Hold Me Tight (GB) | Buch (2008)
- Mutual Benefits of Accepting Influence (Gottman Blog) | Blog Post (n.d.)
