Status
Detaillierte Beschreibung
Status ist eine der stärksten und zugleich unsichtbarsten Kräfte in unserer sozialen Welt. Am deutlichsten spüren wir ihn, wenn seine ungeschriebenen Regeln verletzt werden: Respektlos behandelt zu werden tut weh; nicht die "verdiente" Aufmerksamkeit zu bekommen, macht wütend; an etwas zu scheitern, fühlt sich wie ein Verlust von Wert und Kompetenz an. Wir alle tragen ein tiefes, instinktives Gefühl dafür, wie wir behandelt werden sollten und welchen Platz wir in einer Gruppe verdienen. In der Sozialwissenschaft wird genau dieses angeborene Gefühl für den eigenen Wert und Einfluss als Status bezeichnet, und die Forschung bestätigt, dass es ein menschliches Grundbedürfnis ist, das genauso fundamental ist wie Bindung.
Kontext
Im Bindungs-Status-Modell ist Status die zweite, gleichberechtigte und treibende Kraft neben der Bindung. Die Nähe-Distanz-Spirale wird als direkter Konflikt zwischen diesen beiden Bedürfnissen erklärt: Während der Verfolger um Bindung und die Wiederherstellung seines emotionalen Status kämpft, reagiert der Vermeider primär auf die Bedrohung seines Status (seiner Kompetenz, seines Wertes) mit Rückzug. Sein Verhalten ist ein Schutzmechanismus, um einem gefühlten Status-Kollaps (Flooding) zu entgehen. Eine gesunde Beziehung erfordert daher ein funktionierendes, kooperatives Status-Spiel, das auf gegenseitigem Respekt (Prestige) basiert, nicht auf Zwang (Dominanz).
Quellen
- Will Storr: The Status Game (GB) | Buch (2021)
- Cheng: The Psychology of Social Status (GB) | Buch/Sammelwerk (2018)
- Hierometer Theory (Mahadevan et al.) | Studie (2023)
- Status & Stress Response (PNAS) | Studie (2020)
- Status & Self-Esteem (PsycNet) | Studie (2014)
- Winners, Losers, Insiders, and Outsiders: Comparing Hierometer and Sociometer Theories of Self-Regard (Frontiers) | Studie (2016)
