Stonewalling (Mauern)
Detaillierte Beschreibung
Der Begriff wurde von Paarforscher John Gottman geprägt und beschreibt einen Zustand, der von außen wie Desinteresse oder Gleichgültigkeit wirken kann, innerlich jedoch von höchstem Stress geprägt ist. Der stonewallende Partner erlebt typischerweise eine physiologische Überflutung (Flooding): Der Puls steigt auf über 100 Schläge pro Minute, Stresshormone werden ausgeschüttet, und der Körper geht in einen Notfallmodus. In diesem Zustand ist die Person nicht mehr in der Lage, konstruktiv zu kommunizieren oder zuzuhören; sie schaltet innerlich ab, um sich vor weiterer Überforderung zu schützen. Für den Partner, der Kontakt sucht, ist dieser totale Rückzug eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, da er sich komplett ignoriert und abgewiesen fühlt.
Kontext
Im Bindungs-Status-Modell wird Stonewalling als die direkte Folge eines Status-Kollaps beim Vermeider verstanden. Es ist die letzte Verteidigungslinie, wenn sich der Vermeider in der Nähe-Distanz-Spirale durch die Forderungen des Verfolgers so sehr in seinem Status (als kompetenter Partner) angegriffen und überfordert fühlt, dass sein System zusammenbricht. Das Mauern ist also kein aggressiver Akt, sondern ein verzweifelter, unbewusster Versuch, die eigene Würde und den letzten Rest von Selbstwert zu schützen, wenn jede andere Reaktion unmöglich erscheint. Es ist wichtig, Stonewalling vom Silent Treatment zu unterscheiden, das eine bewusste Strafmaßnahme ist.
Quellen
- The Four Horsemen: Stonewalling (Gottman Blog) | Blog Post (n.d.)
- Stonewalling vs. The Silent Treatment (Gottman Blog) | Blog Post (n.d.)
