Wenn Liebe nicht reicht: Was bei Beziehungsproblemen hilft

Ein Porträtfoto von Lucas Forstmeyer, einem Coach und Kursleiter. Er trägt eine Brille, einen Bart und hat seine Haare zu einem lockeren Dutt gebunden. Er trägt ein blaues Oberteil und schaut freundlich in die Kamera.
Lucas Forstmeyer

Was ihr tun könnt, wenn Probleme dauerhaft bleiben – und wie Nähe trotzdem möglich ist.

Wenn Artikel oder Bücher über Beziehungsprobleme sprechen, landen wir oft in zwei Extremen: Entweder wird romantisiert – „Liebe heilt alles" – oder es kippt ins Persönlichkeitsentwicklungs-High-Performance-Denken: „Wenn ihr nur genug an euch arbeitet, wird es schon funktionieren."

Beides ist gut gemeint – aber oft wenig hilfreich. Denn die Realität ist: Beziehungen sind komplex. Nähe ist anstrengend. Und Beziehungsprobleme sind normal und unvermeidlich.

Dieser Artikel ist kein Reparaturversuch. Und auch kein Idealbild.

Sondern ein Blick durch eine realistische Brille:

  • Was sind Beziehungsprobleme eigentlich?
  • Welche lassen sich lösen – welche nicht?
  • Wie unterscheiden wir zwischen Krise und echtem Bruch?
  • Und wie können wir trotz aller Unterschiede miteinander wachsen?

Nicht perfekt. Aber ehrlich. Und damit vielleicht genau das, was euch jetzt weiterhilft.

1. Was meinen Menschen eigentlich, wenn sie sagen: „Wir haben gerade Beziehungsprobleme"?

Ein Satz, den fast jeder kennt – aber was steckt eigentlich dahinter? Hier sind sieben häufige Bedeutungen, wenn jemand von „Beziehungsproblemen" spricht:

  • „Wir streiten nur noch – und immer über dasselbe." → Dauerhafte Spannungen, die sich im Kreis drehen.
  • „Ich habe das Gefühl, wir reden komplett aneinander vorbei." → Unverstanden fühlen, Kommunikationsprobleme.
  • „Ich fühle mich nicht mehr gesehen, gehört, gemeint." → Emotionale Distanz – manchmal schleichend, manchmal plötzlich.
  • „Wir funktionieren nur noch, aber Nähe gibt es kaum noch." → Wenn Alltagspflicht alles überdeckt – und Intimität versiegt.
  • „Ich trage zu viel – er/sie macht sich einen schlanken Fuß." → Erlebtes Ungleichgewicht in Care-Arbeit, Mental Load oder Beziehungspflege.
  • „Ich glaube, da ist jemand anderes." → Affären oder emotionale Dreiecksverstrickungen – oft schmerzhaft und destabilisierend.
  • „Es gab einen richtigen Knall – etwas ist kaputtgegangen." → Tiefer Vertrauensbruch, z. B. durch Lügen, Gewalt, emotionale Eskalation.

Hinter dem Wort „Beziehungsprobleme" steckt also kein klar definierter Inhalt – sondern ein Bauchgefühl von Belastung, Entfremdung oder Unsicherheit. Es ist oft der erste Versuch, etwas Sprachloses greifbar zu machen.

"Irgendetwas läuft hier falsch!"

2. Und was sind Beziehungsprobleme eigentlich?

„Beziehungsprobleme" ist kein technischer Begriff. Es ist ein Sammelbegriff für all die Erfahrungen,

  • die uns in der Beziehung weh tun,
  • die uns verunsichern,
  • an denen wir immer wieder scheitern,
  • die uns frustrieren,
  • die Nähe schwierig machen,

Beziehungsprobleme sind dort, wo ich mich nicht gesehen fühle. Wo ich mich ständig zurücknehme – oder ständig kämpfen muss. Wo Verbindung verloren geht. Oder nicht mehr reicht.

Das kann laut sein:

Streit, Vorwürfe, Affären.

Oder ganz leise:

Rückzug, emotionale Abwesenheit, das Gefühl, allein im selben Raum zu leben.

Manchmal ist es ein einzelnes Ereignis. Oft sind es jahrelange Muster, die sich immer wiederholen.

Unterschiedliche Arten von Beziehungsproblemen

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Beziehungsprobleme sind nicht alle gleich. Und um zu wissen, wie wir mit spezifischen Problemen umgehen, müssen wir sie erstmal einsortieren.

Hier ist eine erste hilfreiche Unterscheidung:

  1. Normale Beziehungsprobleme

Sie entstehen, weil zwei Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Bedürfnissen und Temperamenten versuchen, ein gemeinsames Leben zu gestalten. Sie sind nicht schön, aber normal – Teil jeder längeren Beziehung.

Zum Beispiel:

  • Wer bringt die Kinder ins Bett?
  • Warum schreibe ich immer die To-do-Liste?
  • Warum brauchst du nach Streit erst mal Ruhe, wenn ich gerade Nähe suche?

Diese Probleme zeigen nicht, dass etwas kaputt ist – sondern dass ihr in Beziehung seid.

  1. Krisenhafte Probleme (Vertrauensbruch)

Und dann gibt es die Momente, in denen etwas wirklich bricht:

  • Eine Affäre.
  • Das Auffliegen einer Lüge.
  • Tiefer Vertrauensverlust durch ein Verhalten, das alles infrage stellt.

Diese Situationen sind qualitativ anders. Hier geht es nicht mehr nur um Unterschiede – sondern um einen Bruch im Fundament der Beziehung.

In solchen Fällen reicht es nicht, „besser zu kommunizieren". Es braucht Raum, Aufarbeitung, und manchmal eine ehrliche Klärung: Was ist noch heilbar? Was ist tragbar? Und was nicht mehr?

Dies ist schon eine erste wichtige Unterscheidung: Befindet ihr euch gerade in Mustern der "normalen" Probleme (die nicht weniger schmerzhaft sind) oder hat es einen Bruch gegeben und ihr seid in einer Krise?

Aber auch normale Probleme sind nicht alle gleich

Auch innerhalb der „alltäglichen" Probleme lohnt sich ein zweiter Blick. Denn sie sind nicht alle lösbar – zumindest nicht im klassischen Sinn.

Basierend auf der Forschung von John Gottman müssen wir unterscheiden:

  1. Lösbare Probleme

Das sind Themen, bei denen ihr mit klarer Kommunikation, fairer Aufteilung und neuen Ritualen oft schnell weiterkommt.

Zum Beispiel:

  • Wer übernimmt welche Aufgaben im Haushalt?
  • Wie gestalten wir unsere Wochenenden?
  • Wie schaffen wir Zeit für uns?

Diese Probleme fordern Organisation – aber sie lassen sich klären.

Das heißt diese konkreten Probleme können mit der richtigen Strategie komplett gelöst werden.

  1. Dauerhafte, zyklische Probleme („perpetual problems")

Gottman zeigt: 69 % aller Beziehungskonflikte gehören in diese Kategorie.

Das sind Probleme, die trotz aller Anstrengung nicht dauerhaft gelöst werden können.

Beispiele?

  • Sie will mehr reden - er braucht Ruhe.
  • Er will mehr Sex.
  • Ordnungsbedürfnis in der Wohnung (mein Beispiel - ich habe aufgeräumt).
  • Sie reagiert sensibler auf Stress als er - er findet es schwer das zu verstehen.

Sie kehren immer wieder zurück – weil sie auf fundamentalen Unterschieden beruhen:

  • In Persönlichkeit
  • In Stressreaktionen
  • In emotionalem Ausdruck
  • In Bedürfnislage und Lebensrhythmus

Woher kommen dauerhafte Beziehungsprobleme?

Wenn wir John Gottman ernst nehmen, dann steht fest: Der Großteil unserer Beziehungsprobleme entsteht nicht durch Fehler – sondern durch Unterschiede.

Gottman spricht von 69 %: Das heißt, 7 von 10 Konflikten zwischen dir und deinem Partner sind nicht lösbar. Zumindest nicht im klassischen Sinne. Denn es geht dabei nicht um konkrete Entscheidungen – sondern um wiederkehrende Reibungspunkte, die immer wieder neu verhandelt werden müssen.

Ein Beispiel:

Susi ist emotional sehr offen. Sie liebt es, über Gefühle und Konflikte zu sprechen – ausführlich, verbunden, tief. Das hilft ihr, Nähe zu spüren. Thomas ist eher pragmatisch. Er findet solche Gespräche schnell anstrengend. Für ihn zählt, dass „alles läuft".

Das ist kein einfaches Kommunikationsproblem. Das ist ein Mismatch im Grundmodus.

Kann Thomas lernen, besser zuzuhören? Ja.

Muss er das, wenn die Beziehung funktionieren soll? Auch ja.

Wird er dadurch so offen und gesprächsfreudig wie Susi? Nein.

Denn das ist nicht seine Art. Und das muss auch nicht schlimm sein – wenn sie beide lernen, mit diesem Unterschied umzugehen.

Zum Beispiel so:

  • Susi: „Ich brauche gerade wirklich deine volle Aufmerksamkeit."
  • Thomas: „Ich kann gerade nicht mehr, aber später bin ich nochmal für dich da."

Wenn sie diesen Unterschied ignorieren – oder versuchen, ihn wegzutherapieren – wird er zur Dauerbaustelle. Nicht, weil einer versagt. Sondern weil sie gegen etwas kämpfen, das zur Beziehung gehört.

Solche Unterschiede hat jedes Paar:

  • In Persönlichkeit & Temperament (z. B. introvertiert vs. extrovertiert)
  • In emotionaler Ausdrucksstärke
  • In Werten – oft geprägt durch Kindheit und Kultur
  • In Nähe- und Rückzugsbedürfnissen
  • In Risikoverhalten, Ordnungssinn, Freizeitgestaltung

Romantisierte Hoffnung auf Heilung

Ich glaube, jeder Therapie- oder Coaching-Ansatz, der diese einfache Wahrheit vergisst, weckt bewusst oder unbewusst eine romantisierte Hoffnung auf Heilung.

Die Hoffnung, dass:

  • genug Reflexion,
  • genug Selbsterkenntnis,
  • genug Aufarbeitung der Kindheit

... aus zwei grundsätzlich verschiedenen Menschen irgendwann ein perfekt funktionierendes, emotional tief verbundenes Paar macht.

Ist Heilung möglich? Ja – bestimmte innere Muster können sich verändern. Verletzungen können integriert werden. Manches, was früher automatisch war, kann weicher werden.

Aber: Ob diese inneren Veränderungen reichen, um die Dynamik zwischen zwei Menschen fundamental zu verändern, ist eine ganz andere Frage.

Denn Beziehung ist nicht nur Innenschau. Sie ist auch Anpassung. Rhythmus. Temperament. Timing. Wille.

Viele Paare geraten in Dauerschleifen von Selbstarbeit, weil sie hoffen: „Wenn wir nur noch ein bisschen tiefer gehen, dann…"

Aber manche Unterschiede lassen sich nicht auflösen. Sie lassen sich nur gestalten. Oder – ehrlich gesagt – manchmal auch nur halten.

Noch ein Beispiel:

Frank ist extrovertiert. Er liebt Gesellschaft, neue Menschen, Dynamik. Laura ist introvertiert. Neue soziale Situationen kosten sie Kraft. Wenn sie auf Partys gehen, ist Ärger vorprogrammiert:

  • Laura findet, Frank flirte unangebracht mit anderen.
  • Frank findet, Laura hemmt die Stimmung.

Sie streiten danach immer wieder. Aber das eigentliche Thema ist: Sie erleben dieselbe Situation völlig unterschiedlich.

Und auch das wird sich nicht grundlegend ändern – selbst wenn beide sich Mühe geben.

Was also tun?

Diese Unterschiede sind nicht falsch. Aber sie reiben sich. Und sie verschwinden nicht – auch nicht durch Liebe oder „harte Arbeit".

Was möglich ist:

  • Ein bewusster Umgang
  • Ein neues Verständnis füreinander
  • Ein gemeinsames Miteinander, das Unterschiede halten kann, statt sie gegeneinander aufzurechnen

Warum fühlt sich die Probleme immer wieder gleich an?

Weil es oft nicht um das konkrete Thema geht, sondern um eine tiefere Ebene. Susi will z. B. reden – über ihren Stress bei der Arbeit, ihre Unsicherheit mit den Kindern, das Gefühl von Distanz.

Aber egal welches Thema: Das Muster bleibt gleich. Sie sucht Nähe – Thomas zieht sich zurück.

Und genau so ist es in fast jeder Beziehung: Es gibt ein paar wiederkehrende, sensible Punkte. Sie verschwinden nicht. Aber sie lassen sich gestalten.

Und genau darum geht es:

  • Die lösbaren Probleme wirklich lösen.
  • Die tiefen Unterschiede besprechbar machen – ohne dass sie die Beziehung vergiften.
  • Und: Die eigenen Erwartungen anpassen.

Nicht an irgendeine ideale Beziehung. Sondern an diese Beziehung. Mit diesem Menschen. Mit diesen Eigenarten.

Die häufigsten Beziehungsprobleme auf einen Blick

Diese zwei Perspektiven bieten auch einen anderen Blick auf die Frage nach den typischen Beziehungsproblemen.

Denn:

  1. Jedes Paar hat lösbare Probleme, die bessere Absprachen, Regelungen etc. brauchen (Warnung: Nur weil sie lösbar sind heißt es nicht, dass sie LEICHT lösbar sind.)
  2. Und jedes Paar hat natürliche Reibungspunkte, die wahrscheinlich nie ganz verschwinden werden.

Was genau diese sind, ist unglaublich individuell. Aber es gibt natürlich bestimmte Themen, die häufig auftreten - sowohl bei lösbaren als auch unlösbaren Problemen:

Lösbare Probleme

- Wer übernimmt welche Aufgaben im Haushalt?

- Wie gestalten wir unsere gemeinsame Freizeit?

- Wie viel Zeit verbringen wir mit Freunden / Familie?

- Wie organisieren wir Kinderbetreuung oder Care-Aufgaben?

- Wie viel Sex haben wir aktuell – und wann?

- Wer bringt das Thema „Urlaub planen“ oder „Finanzen“ ein?

Dauerhafte, unlösbare (perpetual) Probleme

- Unterschiedliche Nähe- und Rückzugsbedürfnisse

- Unterschiedlicher Umgang mit Konflikten (Angriff vs. Rückzug)

- Unterschiedliches Stressverhalten (Reizbarkeit vs. Rückzug)

- Unterschiedliches Bedürfnis nach Ordnung, Planung, Struktur

- Unterschiedliches sexuelles Grundtempo / Lustmuster

- Unterschiedliches Verhältnis zu Geld / Sicherheit / Risiko

Jedes dieser Themen kann – je nach Tiefe, Wiederholung und persönlicher Verletzlichkeit – von einem lösbaren zu einem tiefen, unlösbaren Konflikt werden.

Zum Beispiel:

  • Wenn es nicht nur um „Wer kauft ein?" geht, sondern darum, wer Verantwortung übernimmt – und wer nicht gesehen wird.
  • Oder wenn es nicht nur um Sex geht, sondern um die Frage: „Bin ich für dich noch begehrenswert?"

Die schwierigste Phase für Beziehungsprobleme: Wenn der Rausch endet

Unsere Arbeitshypothese ist: Jedes Paar hat Probleme. Und die meisten von denen sind schon vorprogrammiert aus den Unterschieden beider Partner.

Aber viele Paare blicken zurück und sagen: "Aber am Anfang war doch alles gut. Da gab es diese Probleme nicht." Und meistens stimmt das sogar – zumindest ungefähr.

Der Anfang vieler Beziehungen ist geprägt von Rausch. Hormone, Nähe, Sex, Verliebtheit. Was man auch Limerenz nennt.

In dieser Phase kommt Nähe fast von allein.

  • Unterschiede? Charmant.
  • Reibung? Kaum spürbar.
  • Wir sehen den anderen im besten Licht – und auch uns selbst.

In dieser Zeit übersehen wir viele der natürlichen Unterschiede. (Oft auch die sogenannten "Red Flags" die jeder von uns mit sich bringt.)

Manches, was später schwierig wird, wirkt zunächst sogar anziehend. Thomas' emotionale Zurückhaltung? Für Susi am Anfang: stabile Ruhe. Später: emotionale Unerreichbarkeit.

Diese Phase ist kein Irrtum – aber sie ist ein Ausnahmezustand. Wir sind fast wie auf Drogen. Vertrauen fühlt sich selbstverständlich an. Aber was wir da erleben, ist noch kein gemeinsames Fundament – sondern ein Vorschuss.

Gottman nennt das den positiven Sentiment Override – ein innerer Filter, der Nähe schützt und Reibung weichzeichnet.

Und dann – langsam, aber sicher – kehrt der Körper aus diesem Ausnahmezustand zurück.

Die Unterschiede, die vorher süß wirkten, beginnen zu reiben:

  • Warum ziehst du dich zurück, wenn's schwierig wird?
  • Warum redest du nicht mit mir, wenn dich etwas stört?
  • Warum fühlst du dich nicht mitgemeint, wenn ich dir etwas erzähle?

Jetzt beginnt die eigentliche Vertrauensphase. Nicht mehr hormonell – sondern emotional. Ganz real.

Jetzt zeigt sich:

Kann ich dir auch dann vertrauen, wenn du anders tickst als ich? Kann ich dich annehmen – auch wenn du dich nicht veränderst?

Viele Konflikte tauchen nicht zu Beginn der Beziehung auf, sondern genau hier – wenn die Brille der Idealisierung fällt. Wenn wir den anderen nicht nur als Ergänzung erleben, sondern als Gegenüber. Mit Eigenheiten, Wunden, Grenzen.

Das ist kein Fehler – sondern ein Übergang. Aber es ist der Moment, in dem viele Beziehungen entweder wachsen – oder zerbrechen.

Wir können diese Phase nur gut überstehen, wenn wir unsere Unterschiede anerkennen und dann lernen mit diesen gekonnt umzugehen.

Was können wir tun?

Beziehungsprobleme verschwinden nicht von allein. Aber viele lassen sich bewegen – wenn wir bereit sind, ehrlich hinzuschauen und neue Fähigkeiten zu entwickeln.

a) Akzeptieren, dass wir unterschiedlich sind

Der erste Schritt ist oft der schwerste: Anerkennen, dass wir verschieden sind – und dass das nicht falsch ist.

Statt ständig zu kämpfen oder einander verändern zu wollen, können wir beginnen, über unsere Unterschiede zu sprechen – ohne abzuwerten.

Fragen wie:

  • Wer von uns braucht mehr Kontakt – wer mehr Raum?
  • Wie streiten wir unterschiedlich – laut, leise, vermeidend, konfrontativ?
  • Was sind unsere wunden Punkte – und wo treffen wir uns ungewollt genau dort?

Je mehr ihr darüber wisst – und es nicht als Fehler, sondern als Realität eurer Beziehung annehmen könnt – desto besser könnt ihr euch darin orientieren.

b) Lernen, lösbare Probleme zu lösen

Das klingt banal – ist es aber nicht.

Kompromisse, klare Absprachen, faire Aufteilung – das ist eine erlernbare Fähigkeit. Viele Paare streiten nicht, weil sie sich nicht lieben – sondern weil ihnen konkrete Tools fehlen, um ihren Alltag gemeinsam zu gestalten.

c) Lernen, über unlösbare Probleme zu sprechen

Wenn ein Thema sich wiederholt, geht es oft nicht ums „Lösen" – sondern ums Verstehen und Halten.

Hier geht es um intime, ehrliche Gespräche:

  • Was macht dieses Thema mit mir?
  • Wovor habe ich Angst?
  • Was wünsche ich mir – auch wenn ich weiß, dass du anders bist?

Diese Gespräche sind keine Technik – sie brauchen Mut und Präsenz. Aber sie schaffen Nähe an Stellen, wo vorher nur Frust war.

d) Lernen, bewusst mehr positive Interaktionen zu haben

Gute Beziehungen entstehen nicht nur durch Problemlösung – sondern durch gelebte Verbindung im Alltag.

  • Mehr freundschaftliche Momente
  • Kleine Gesten von Nähe
  • Reagieren auf Kontaktversuche („Turning Towards")
  • Gemeinsamer Humor, gemeinsame Rituale

Je stabiler die emotionale Basis, desto leichter lässt sich auch mit Konflikten umgehen.

e) Lernen, mit den 4 Vertrauenssituationen umzugehen

Wenn eine Beziehung tief in Problemen feststeckt, hakt es oft auch am Vertrauen. Das ist nur natürlich – und kein Zeichen von Scheitern.

Wenn ihr gemeinsam einen Schritt weiterkommen wollt, kann es hilfreich sein, gezielt auf die vier zentralen Vertrauenssituationen zu schauen. Denn je besser ihr mit diesen Momenten umgeht, desto leichter wird es langfristig, über eure Konflikte und Unterschiede zu sprechen.

Die vier Fragen lauten:

  • Wirst du emotional erreichbar, wenn ich dich brauche?
  • Reagierst du angemessen auf meine Verletzlichkeit?
  • Hältst du Vereinbarungen – auch wenn sie unbequem sind?
  • Bist du bereit, Verantwortung für deinen Anteil zu übernehmen?

Diese Situationen sind wie kleine Prüfsteine im Alltag. Wenn sie immer wieder scheitern, entsteht Misstrauen – selbst in Beziehungen, die „eigentlich" gut laufen. Aber wenn ihr lernt, sie zu erkennen und bewusst zu gestalten, entsteht etwas Tieferes als Harmonie: echte Bindung.

Wie du erkennst, ob es nur eine Krise ist – oder das Ende

Manchmal stecken wir in einer Krise fest – aber unter der Oberfläche ist da noch Bindung, noch Bereitschaft, noch Hoffnung. Und manchmal kämpfen wir weiter, obwohl längst klar ist: Etwas hat sich so tief verschoben, dass es kein gemeinsames „Wir" mehr gibt.

Wenn wir Beziehungen durch eine realistische Brille betrachten, dann geht es nicht darum, vorschnell aufzugeben – sondern ehrlich zu prüfen: Worum geht es hier eigentlich?

Hier sind ein paar Fragen, die dir helfen können, das einzuordnen:

Was sind die unlösbaren Probleme, in denen ihr festhängt?

  • Sind es immer wieder die gleichen Punkte?
  • Geht es wirklich um das Thema – oder um tieferliegende Unterschiede?

Sprecht ihr darüber?

  • Habt ihr einen Weg gefunden, diese Themen anzusprechen?
  • Wenn nein: Gibt es zumindest die Bereitschaft, damit anzufangen? → Wenn nicht: Es kann sinnvoll sein, Hilfe dazuzuholen.

Bist du bereit, die grundlegenden Unterschiede zu akzeptieren?

  • Nicht nur das Verhalten – sondern die Tendenz dahinter. Zum Beispiel: „Kann ich akzeptieren, dass mein Partner kein großer Redner ist – wenn er trotzdem Wege findet, sich mir zu zeigen?"
  • Oder: „Kann ich mit seiner/ihrer Rückzugstendenz leben – wenn wir gemeinsam daran arbeiten, nicht im Schweigen zu landen?"

Es gibt Unterschiede, die schwer tragbar sind – z. B. massive Unterschiede im Konfliktstil (emotional aufbrausend vs. stark vermeidend). Auch hier zählt nicht nur die Differenz – sondern der Umgang damit.

Ist dein Partner / deine Partnerin bereit, an sich zu arbeiten?

  • Offen für neue Gespräche?
  • Bereit, gemeinsam zu reflektieren – auch mit Unterstützung von außen?
  • In der Lage, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für sein Verhalten, sondern für den Effekt, den es auf dich hat?

Gab es einen tiefen Vertrauensbruch?

  • Wenn ja: Wurde das angesprochen? Gibt es Bereitschaft, diesen Bruch wirklich zu heilen – nicht nur zu überdecken?

Diese Fragen geben keine eindeutige Antwort. Aber sie helfen, wieder klarer zu sehen, worum es in eurer Krise wirklich geht: Ist da noch Verbindung – oder nur noch Gewohnheit? Ist da noch etwas Tragfähiges – oder haltet ihr euch gegenseitig klein?

Manchmal reicht es, ehrlich hinzuschauen. Und manchmal braucht es jemanden, der euch hilft, das gemeinsam zu tun.

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