Paartherapie – manchmal auch Beziehungstherapie oder Paarberatung genannt – ist ein begleiteter Prozess, bei dem Paare Unterstützung suchen, um ihre Beziehung wieder in gesündere Bahnen zu lenken. Oft kommen Paare mit dem Wunsch: „Wir wollen wieder zueinanderfinden – aber wir wissen nicht mehr wie.“
Ziele in der Paartherapie sind:
Im Unterschied zur Einzeltherapie geht es hier um die Beziehung als System: Wie wirken sich Gedanken, Gefühle und Muster beider Partner aufeinander aus? Und wie können sie bewusster miteinander umgehen?
Für eine Abgrenzung zum Beziehungscoaching findest Du hier mehr
Auch wenn viele Paare in schwierigen Momenten zur Therapie kommen, ist das Ziel jeder Paartherapie, für die Beziehung zu arbeiten. Das heißt: Jede Intervention, jedes Gespräch hat das Ziel, dem Paar langfristig zu helfen, eine Beziehung mit gesünderen Mustern zu entwickeln.
Es geht nicht darum, wer schuld ist, sondern darum, gemeinsam zu verstehen, was schiefläuft – und wie es wieder anders werden kann.
Eine universelle Faustregel ist: Früher als ihr denkt. Denn die meisten Paare warten zu lange, um sich Unterstützung zu holen. Laut Studien gehen Paare ca. 5–7 Jahre, nachdem ihre Probleme begonnen haben, zur Therapie. Dann ist Veränderung oft viel schwerer – oder nicht mehr möglich.
Paare, die früh Unterstützung suchen, haben oft bessere Chancen. Warum? Weil die Verletzungen noch nicht zu tief sind. Weil der Respekt noch da ist – und die Hoffnung nicht ganz verschwunden. In solchen Situationen sind oft 1–2 Stunden allein hilfreich, um eine Beziehung neu auszurichten.
Es gibt auch viele Situationen, in denen es hilfreich sein kann, sich vor großen Ereignissen ein paar Stunden Unterstützung zu holen:
Der Ablauf kann je nach Therapeut und Ansatz leicht variieren.
Üblich ist:
In Deutschland gibt es keine einheitliche Ausbildung zur Paartherapie, daher arbeiten viele Therapeuten mit einem Mix verschiedener Methoden.
Hier sind die in Deutschland verbreitetsten Ansätze:
In Deutschland der bei weitem verbreitetste Ansatz, da viele Therapeuten aus der systemischen Beratung oder Therapie kommen. Hier wird die Beziehung primär als System aus Wechselwirkungen, Mustern und Rollen betrachtet – in dem es kein richtig oder falsch gibt.
Das kann sehr entlastend sein – weil nicht analysiert, sondern beobachtet wird. Viele Paare erleben das als wertneutral und klärend. Aber: Manche vermissen eine klarere Struktur oder konkrete Veränderungsschritte für den Alltag.
Hier findest Du einen ganzen Artikel zu unserer Perspektive der Grenzen der systemischen Therapie
Viele Therapeuten mit psychotherapeutischer Ausbildung arbeiten mit unbewussten Konflikten und biografischen Prägungen. Das Ziel ist, alte Verletzungen verstehbar zu machen – und dadurch aktuelle Dynamiken zu verändern.
Dieser Ansatz kann viel Klarheit und emotionale Tiefe bringen. Aber: Für viele Paare bleibt die Frage offen, wie sie diese Erkenntnisse praktisch in ihr Miteinander übersetzen sollen.
Zu Grenzen des "Heilungs-Narrativs" findest Du hier einen ganzen Artikel.
Dieser Ansatz ist stark praxisorientiert. Häufig genutzt in Familienberatungsstellen, Eheberatungen, bei Coaches. Im Zentrum stehen Gesprächstechniken, Zuhören, klare Ich-Botschaften, Fairnessregeln.
Der Vorteil: Klare Werkzeuge und schnelle Aha-Effekte. Aber: Es wird oft übersehen, dass viele Probleme sich nicht durch bessere Kommunikation lösen lassen – weil sie Teil der Beziehung sind.
Zu den Grenzen von Kommunikation allein für Veränderung findest Du hier einen Artikel.
Vor allem in kirchlichen Beratungsstellen oder im christlichen Coaching-Kontext fließt oft auch die spirituelle Dimension mit ein: Vergebung, Werte, Sinn.
Diese Form kann besonders hilfreich sein, wenn ein Paar ein klares Wertefundament teilt und seine Beziehung auch geistig oder spirituell verstehen möchte. Aber: Wenn Weltbilder nicht übereinstimmen, kann dieser Ansatz schnell zu eng oder moralisierend wirken.
Die Themen, mit denen Paare zur Therapie kommen, lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen:
Manchmal ist da ein Vorfall, der alles erschüttert hat. Ein Moment, der das Vertrauen bricht – oder den Alltag plötzlich instabil macht.
Typische Auslöser:
Hier geht es oft um Klarheit, Stabilisierung – und die Frage: „Kann unsere Beziehung das überleben?“
In anderen Fällen gibt es keinen „Knall“. Sondern eine schleichende Entfernung, die sich über Monate oder Jahre aufgebaut hat. Es hat sich „eingeschlichen“ – bis einer oder beide merken: So geht es nicht mehr weiter.
Typische Themen:
In diesen Fällen geht es seltener um eine Entscheidung – und mehr um eine Umkehrung des Driftens: Wie können wir wieder zueinanderfinden?
Ein Artikel zu dieser Unterscheidung.
Nicht selten ist einer von beiden motiviert – und der andere eher skeptisch. Das ist normal. Und gar nicht so ungewöhnlich, wie es sich im ersten Moment anfühlt.
Viele Menschen versuchen dann erstmal, allein an der Beziehung zu arbeiten. Sie lesen Bücher, machen Selbstreflexion, schicken Links.
Aber: Die Möglichkeiten, die du allein hast, eine Beziehung wirklich zu verändern – sind begrenzt. Denn Beziehung ist Interaktion. Kein Solo-Projekt.
Zunächst: Nicht drängen. Nicht überzeugen wollen. Sondern: einen Zugang finden, der für beide annehmbar ist. (Außer natürlich, du kommst an deine Grenzen. Denn dann wird es massiv dringlich.)
Das gelingt oft besser, wenn du:
Oft hilft es, das Ganze nicht als Therapie, sondern als Investition in Klarheit und Verbindung zu rahmen.
Es geht nicht um Schuld – sondern um eine Beziehung, die sich für beide wieder tragfähig anfühlt.
Die Beziehung zur Therapeutin oder zum Therapeuten ist entscheidend. Nicht nur, welche Methode jemand nutzt – sondern wie sicher ihr euch fühlt. Denn: Paartherapie funktioniert nur, wenn beide bereit sind, sich zu zeigen.
Hört gemeinsam auf euer Bauchgefühl. Wenn einer sich unwohl fühlt, darf man wechseln. Es geht weniger darum, die eine perfekte Person zu finden – sondern eine, bei der ihr euch gemeinsam zeigen könnt.
Paartherapie ist in der Regel eine private Leistung und wird nicht von den Krankenkassen übernommen.
DauerKosten (D-A-CH)Einzelsitzung60–90 Min80–160 €Paket (5–10 Sitzungen)individuell400–1200 €
Online-Angebote oder Gruppenformate können günstiger sein. Wichtig ist, dass ihr euch den Raum leisten könnt – emotional wie finanziell. Es gibt auch kostenfreie Angebote, z. B. bei der Caritas oder anderen kommunalen Beratungsstellen.
Nicht jede Paartherapie endet damit, dass ein Paar zusammenbleibt. Natürlich nicht. Manchmal ist das ehrlichste Ergebnis, dass zwei Menschen sich eingestehen: Wir haben es versucht – und trotzdem passt es nicht mehr.
Paartherapie kann auch dabei helfen, eine Trennung würdevoll zu gestalten:
Gerade wenn Kinder da sind, kann eine solche bewusste Trennung langfristig mehr Frieden schaffen als ein weiteres Jahr im inneren Rückzug und Stress.
Der Sinn von Paartherapie ist nicht, um jeden Preis zusammenzubleiben. Sondern
Manche Beziehungen haben einen Punkt erreicht, an dem die besten Interventionen und Gespräche nichts mehr bringen. Das ist leider so. Noch ein Grund, sich früher Hilfe zu holen!
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